
Sehr geehrte Damen und Herren,
diesmal bin ich für mein „Mut Café“ virtuell nach Stuttgart gereist und habe mich dort mit dem Unternehmer Dr. Theo Breitsohl getroffen. Er ist Familienunternehmer, Verleger und Veranstalter der Familienunternehmer-Konferenz. Als Verleger veröffentlicht er seit 37 Jahren das Familienunternehmer-Magazin Die News. Dieses Jahr ist das Motto für die 15. Familienunternehmer-Konferenz „Mut, ja bitte!“. Warum er dieses Motto gewählt hat, verrät er mir im Interview.
Nelly Kostadinova: Haben Sie das Motto „Mut, ja bitte!“ speziell für diese Situation gewählt oder war das schon immer das Motto der Familienunternehmer?
Dr. Theo Breitsohl: Familienunternehmen bedeutet, dass Eigentum und Führung in einer Hand sind. Vor 15 Jahren gab es ein solches exklusives Treffen noch nicht und deshalb war für mich klar, da muss ich was tun. Und so habe ich mit Unternehmerfreunden vor 15 Jahren diese Konferenz ins Leben gerufen.
Mein Beirat und ich setzen uns zur Wahl des Mottos zusammen und überlegen, was uns im nächsten Jahr an wirtschaftlichen Entwicklungen erwartet. Als wir das vergangenen Herbst getan haben, dachten wir vor allem an den derzeitigen US-Präsidenten, den Brexit und Probleme in der EU. Wir wussten 2020 wird sich einiges verändern und um sich dieser Veränderung stellen zu können, muss man Mut haben.
Wie meistern die Familienunternehmen die Corona-Krise?
Unser Motto „Mut, ja bitte!“ ist jetzt noch viel wichtiger geworden. Die Familienunternehmer müssen einerseits gerade die Herausforderung annehmen, ihr Unternehmen gut durch die Krise zu steuern – da geht es um Liquidität, das Unternehmenskonzept, teilweise auch wie die Lieferketten aufrecht erhalten werden können und manchmal sogar, ob die Branche an sich überleben kann. Die Grundeinstellung des Unternehmers ist aber auch Optimismus und die Fähigkeit, dass man auf diese Veränderungen reagieren muss.
Wie unterstützen Sie jetzt in dieser Zeit andere Unternehmer, mit Ihrer Erfahrung aus 37 Jahren als Familienunternehmer?
Mit diesem Optimismus geht einher, dass man in dieser Krise auch eine Chance sieht, dass Veränderung nicht negativ sein muss und wir herausgefordert sind, in unseren Unternehmen die Digitalisierung massiv voranzutreiben. Wir müssen Veränderung zulassen und offen sein für neue Chancen. Zum Beispiel auch für Kooperationen mit anderen Unternehmern und konkrete Hilfsangebote. Unsere Konferenz kann am 16. Juli 2020 natürlich in der herkömmlichen Form nicht stattfinden. Aber wir spüren die Verantwortung, dass wir diese Vernetzung gerade jetzt brauchen und obwohl wir auf den 22. September verschoben haben, wissen wir noch nicht, ob da die Konferenz wie geplant stattfinden kann. Oder ob wir sie virtuell veranstalten und so, durch eine Übertragung, noch weitaus mehr Menschen erreichen können. Das ist eine Herausforderung, aber auch ein wichtiger Schritt in die Zukunft.
Wie, denken Sie, wird das Arbeiten nach der Krise aussehen? Kehren wir wieder in die Büros zurück oder bleibt es für manche beim Home Office?
Ich glaube, es wird beides sein. Im Homeoffice kann man sehr konzentriert arbeiten. Man ist immer erreichbar übers Internet, über Handy, über Festnetz. Aber ich bin auch überzeugt davon, dass wir dennoch den persönlichen Kontakt unter den Mitarbeitern und mit den Mitarbeitern ganz dringend benötigen. Auch weil wir beide jetzt hier über das Miteinander sprechen.
Seit einigen Tagen ist es ja wieder erlaubt auch privat Freunde zu treffen. Vieles ergibt sich aus der Situation und manchmal muss man zusammensitzen, um bestimmte Themen anzusprechen. Das gilt ganz besonders für Probleme und schwierige Themen.
Die Zukunft wird also vermutlich eine Kombination aus Büro und Home Office bringen, um die Vorteile von beidem zu nutzen.
Woraus besteht Ihr persönliches Mut-Rezept?
Ich bin ein Optimist und versuche immer das Positive in einer Situation zu finden. Wenn ich vor Problemen stand, habe ich auch immer auf das geschaut, was mich stärker macht. Eine sehr engagierte und starke Frau an meiner Seite, eine harmonische Familie und gute Freunde. Dadurch hatte ich auch immer die Kraft und den Optimismus, um mutige Entscheidungen zu treffen.
Vielen Dank für das Gespräch!