Ich kam aus dem Ostblock. Fragt lieber nicht, wie ich aussah! Meine neuesten Kleider aus Bulgarien waren so was von altmodisch in Deutschland, dass ich mich lieber verstecken wollte, als auf die Straße zu gehen. Es waren Wintersachen und an diesem 3. Oktober 1990 war es in Deutschland nicht kalt. Die Tage danach waren sogar sehr warm und schön und meine Sachen passten gar nicht… Ich habe mich sehr, sehr unwohl gefühlt. Am liebsten hätte ich den Damen an der Haltestelle erklärt, dass ich von weit hergekommen sei und über den Winter bleiben würde, aber ich sprach kein Deutsch. Es war peinlich, keine Frage, und deshalb entschied ich, etwas zu ändern: mir wenigstens einen neuen Mantel zu kaufen.
Im Zentrum von Köln, direkt am Neumarkt, entdeckte ich ein wunderschönes Geschäft. Ich öffnete die schwere Tür, und dann stand ich da. Mäntel, Kleider, Hosenanzüge und Blusen… Mir wurde ein bisschen schwindelig. Ein paar Minuten später stand mir eine Verkäuferin gegenüber und reichte mir einen Mantel. Die Größe stimmte und ich schaute mich nach dem Spiegel um. In diesem Spiegel sah ich eine Frau, schmal und elegant, ich würde sagen, mitteleuropäisch. Ich begann mit mir zu diskutieren. Eigentlich suchte ich nach Argumenten, um nicht zur Kasse zu gehen und die Summe zu bezahlen, die in meiner bulgarischen Währung ein ganzes Vermögen darstellte! Am Ende aber gewann mein praktisch orientiertes Denken und ich habe den Mantel gekauft, der meine bulgarischen Sachen so wunderbar verdeckte.
Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance
Ich sprach immer noch nicht genügend Deutsch. Der Mantel brachte mir nicht nur Freude in dieser schwierigen Phase, sondern verschaffte mir auch einen Sympathiebonus. Das war natürlich nur der erste Eindruck. Beim zweiten Blick geht es im Leben nicht mehr um Seide und Kaschmir, sondern um Kompetenz, Potenzial und Ideen. Genauso ging es mir auch. Kurz nachdem ich mit dem schönen Mantel ausgestattet war, traf ich den berühmten Architekten Gottfried Böhm in Köln. Vor mir stand ein Mensch in legerem Outfit. Die signifikante Ausstrahlung, Bescheidenheit und zwei besondere Hände sind mir aus dieser Begegnung in Erinnerung geblieben. Die Kirche in Köln und das Amtsgebäude in Kalk, die dieser talentierter Mensch geschaffen hatte, ergänzten das Porträt aus dem ersten Augenblick und ich fragte mich nicht weiter, wofür ich mein Stipendium investieren sollte. Bücher, Theaterstücke und Museen füllten mein neues Leben in Deutschland mit Inhalt und bereicherten meine in der Sprachschule erworbenen Sprachkenntnisse.
Nachhaltiger Erfolg ist Stein für die Zukunft
Heute weiß ich viel über Bekleidungsstile und Etikette. Und ich werde nach meiner Meinung zu Erfolgen und Investitionen gefragt. Ja, die Menschen investieren immer und bauen damit ihre Zukunft. Meine erste Investition in Deutschland war mein Mantel, und ich weiß, dass Kleider wichtig sind, wenn es darum geht, adäquat auszusehen und angemessen aufzutreten. Nach dem ersten Eindruck kommen aber noch viele andere Eindrücke. Womit gewinnen wir unsere Gesprächspartner? Mit unseren Inhalten natürlich! Wir öffnen die Tür zu unseren Werten und zeigen Stück für Stück, wofür wir stehen. Deswegen rate ich jedem, der erfolgreich sein möchte, richtig zu investieren. Nicht in überteuere Outfits und andere Statussymbole, sondern in wertvolle Kenntnisse und Erfahrungen. Beständige Arbeit und innovative Ideen bauen Brücken und öffnen Türen – eine nach der anderen.
Kleider machen Leute – sagt das Sprichwort, aber es ist lange überholt.
Emotionen, Menschlichkeit und Kreativität schaffen Nachhaltigkeit und sichern die Zukunft der nächsten Generationen.
Mir ist es wichtig zu wissen, dass mein Erfolg auch ein kleiner Stein dieser Zukunft ist.