Was hat mich zum Erfolg gebracht? – Teil 19: mein größter Gewinn in Afrika

Das Warten hatte kein Ende.

Fast 3 Monate waren schon vergangen und kein Schimmer von Erfolg!

Wohnung, Auto, Büro und Angestellte, alles war vorhanden. Das Fundament für ein erfolgreiches Business stand, aber wo blieb das Business? Mein Investitionskapital ging zur Neige. „Wo bleiben die Aufträge!“ – fragte sich meine stürmische Natur, und die Spannung wuchs jeden Tag. Der Vertrieb lief auf mehreren Ebenen: kalt Akquisen, Präsentationen, Networking, Online Marketing…. Es war alles unerträglich langsam und träge. Heute lache ich über meine Ungeduld. Allein die Vorstellung, eine Firma in 9.000 km Entfernung aufzubauen und das ohne Mentalitätskenntnisse, war ja mutig genug.

Youth Alive Ministries in Soweto

Meine Ungeduld hat aber auch gute Seiten und genau diese führten mich auch hier zu einem neuen Projekt. Ich kontaktierte die Leitung eines meiner sozialen Projekte in Deutschland und fragte nach Kontakten in Johannesburg. Der Pfarrer des „Weigle Hauses“ in Essen erklärte mir bei einer unserer gemeinsamen Veranstaltungen, dass er in Soweto gearbeitet hatte.

Kurzer Weg, große Wirkung

Ich erhielt von ihm die Adresse einer sozialen Einrichtung in Soweto und konnte jetzt das Warten auf Aufträge mit einer sinnvollen Initiative erträglicher machen.

Wenige Tage später machte ich mich auf dem Weg nach Soweto. Mehrmals musste ich die Autobahnen wechseln, und plötzlich hörte ich die Stimme meines Navigationssystems: „You have reached your destination!“. Was? Ich konnte an dieser Stelle nicht einmal anhalten! Ich befand mich mitten auf der Autobahn, und rechts und links von mir lag der sogenannte „dust way“, unterbrochen von den Silhouetten der weit entfernten Siedlungen. Ich fuhr weiter und endlich sah ich eine Tankstelle auf der linken Seite. Hier erhielt ich eine komplizierte Wegbeschreibung, wie ich zu meinem Ziel kommen würde, die ich mir natürlich nicht merken konnte.

4 Stunden später, nach vielen Nachfragen und Richtungsänderungen, langem Suchen und Ausprobieren hielt ich dann tatsächlich vor dem bunten Gebäude. Es war genau das Haus, das ich von der Webseite des YAM kannte. Inzwischen kannte ich auch die Geschichte, die Bilder und den Namen des YAM-Leiters. Alles richtig, aber mein Termin war um 12 Uhr gewesen! Mit einer Verspätung von 4 Stunden durfte ich mir nun das Gebäude von außen betrachten. Mit einem Treffen rechnete ich mit meiner europäischen Mentalität nun wahrlich nicht mehr. Doch jemand winkte mir von der anderen Seite des großen Innenhofes. Ich traf die junge Frau in der Mitte.

„Welcome! Welcome! I am Thabille“

sagte sie während ich ihr unsicher die Hand reichte.

Nelly Kostadinova mit Kindern in Soweto, ZA

Thabille öffnete eine Tür, und eine laute, bunte Kulisse von Kleidern, kurzen Hosen und T-Shirts, in denen sich kleine Körper bewegten, kam auf mich zu. Die Kinder des YAM sangen und tanzten laut und fröhlich. Viele leuchtende Augen beobachteten mich und erwarteten meine Reaktion. Überwältigt nahm ich die kleine Hand neben mir und tauchte in den schnellen Rhythmus ihres Tanzes ein …

Erst in der Pause konnte ich mich vorstellen und erzählen aus welchem Land ich gekommen war. Ein neues Projekt? Nein! Eine Freundschaft wurde an diesem Tag geboren.

Und siehe da, auch die Aufträge kamen irgendwann. Firmen, Banken, Privatpersonen und Regierungsorganisationen wurden meine Kunden. Ich sammelte internationale Erfahrung im Business und entwickelte meine Pläne weiter.

An diesem ersten Tag in Soweto habe ich Samosa mit den Kindern gegessen und das Geburtshaus Nelson Mandelas besucht.

Meine große Welt der kleinen Kinder in Soweto erhielt den Titel „Friendship“.

Freundschaft ist der größere Gewinn, nicht wahr?