Was hat mich zum Erfolg gebracht? – Teil 28: Der Dresscode ist nur ein Strich aus unserem Gesamtportrait, aber der Erste, den man wahrnimmt

Als Dolmetscherin beim Gericht habe ich nie an einen Dresscode gedacht. Mein dunkelblauer Anzug mit einer weißen Bluse haben mich von der Frage „Was ziehe ich an?“ befreit, und alles lief gut. Oft saß ich neben hoch kriminellen Menschen, die direkt aus dem Gefängnis zu der Gerichtsverhandlung gebracht worden waren, und ich fühlte mich irgendwie geschützt in meiner dunkelblauen Verpackung. Hier kam es schließlich auf die Präzision der Übertragung aus einer Sprache in die andere an und nicht auf die Persönlichkeit des Dolmetschers. Die Männer und Frauen, die ich erlebt habe, hatten gar kein Interesse an der Sprachvermittlerin gezeigt, die Justizangestellten ebenso.

Schönheit und Ästhetik unterstreichen unsere Kompetenz und unser Wissen

Erst im Jahr 1997 stellte sich plötzlich auch für mich die Frage: Was ziehe ich an? Ich hatte eine Firma gegründet und bekam fortan Termine jeder Art: IHK, Bank, Networking, Podiumsdiskussionen, Seminare und Gala-Abende. In meinem Schrank gab es Anzüge und Blazer und auch genug flotte Bekleidung für die Freizeit. Doch jetzt hatte ich keine Ahnung, was für ein Erscheinungsbild ich abliefern sollte, und das machte mich wahnsinnig! Ich stand verzweifelt vor dem Spiegel und fand mich in keinem Outfit passend angezogen.

Heute ist das anders. Inzwischen habe ich viel darüber gelernt und viel gesehen. Mein Leben als internationale Unternehmerin erlaubt mir heute, die Tonalität der Veranstaltung zu erkennen und mich so zu kleiden, dass ich frei von störenden Gedanken den Termin oder das Event genießen kann.

Aber mal ehrlich, ist das so wichtig? Was passiert denn, wenn wir over- oder underdressed sind? Wichtig ist doch der Inhalt und unsere Fachkompetenz. Wichtig ist doch, dass wir mit Kenntnissen überzeugen und nicht mit … Klamotten. Genau das war zunächst auch meine Überzeugung. Ein paarmal habe ich sogar die Sympathie der anderen gewonnen, weil ich natürlich und authentisch aussah. Das ist wirklich keine Schande, denn Authentizität ist unser größter Vorteil. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt! Wenn wir als Anfänger Visitenkarten verteilen und schüchtern lächeln, weil wir es noch nicht gewohnt sind, über unsere Produkte und Dienstleistungen zu sprechen, ist das niedlich und kann den einen oder anderen Kunden bringen. Manchmal assoziieren Menschen das mit der Zeit, als sie selbst auch Anfänger waren und wollen unterstützen.

Die Zeiten ändern sich. Wir werden erfahrener, kompetenter und offener in der Kommunikation. Unser Kleiderschrank verändert sich auch. Wer hilft uns dabei? Wenn wir ästhetisch veranlagt sind, können wir ohne Dresscode-Seminare auskommen. Lesen, Visionieren und Umsetzen. Auch eine kompetente Verkäuferin kann die beste Beraterin sein. Das war bei mir der Fall. Oft musste ich für einen neuen Anlass ein neues Outfit kaufen und ließ mich im Geschäft beraten. Ich beschrieb das Event und ging zur Umkleidekabine. Hier probierte ich eins nach dem anderen die Kleidungsstücke an, die mir die Verkäuferin nach meinem Vortrag brachte.

Die letzte Entscheidung traf ich selbst; und es passte – mir und zum Anlass. Immer.

Den Code knacken

„Casual“ bedeutet bequeme Freizeitkleidung.

„Smart Casual“ heißt ein lässiges Business-Outfit.

„Business Casual“ ist eine Mischung aus Freizeit- und Geschäftskleidung, wobei der Akzent auf dem Businessmoment liegt.

„Come As You Are“ – dieser Code kann Missverständnisse hervorrufen! Er bedeutet, dass man sich direkt nach Büroschluss oder im Anschluss an ein Meeting trifft, ohne sich vorher umziehen zu müssen. Komme also so, wie du im Büro gekleidet bist.

„Business Attire“ ist pure „Old School“ und beinhaltet klassische Farben, dunkelblau, grau, anthrazit oder schwarz. Geschlossene Schuhe, die ruhig einen Absatz haben können, High Heels auf keinen Fall.

„Informal“ – auch ein Fall für Missverständnisse: Wenn bei einer Abendveranstaltung „informal“ steht, bedeutet das elegante Kleidung. Männer gehen im „Business Attire“, aber mit schwarzem Anzug. Frauen gehen am besten im halblangen Kleid.

„Black Tie“  – das ist das Synonym für „Cravate Noire“ oder „kleiner Gesellschaftsanzug“ auf der Einladung. Festliche Kleidung mit schwarzer Fliege, Smoking in schwarz oder nachtblau. Für Frauen wäre das lange Abendkleid oder das elegante Cocktailkleid angemessen.

„White Tie“ in Deutschland heißt es der „volle Gesellschaftsanzug“, also ein Frack mit weißer Weste und weißer Fliege. Für die Damen ist es das bodenlange Abendkleid.

Diese kleinen Dresscode-Tipps sind nur eine kleine Tür zum Thema „Optik ist Trumpf“.  In unserem „Daily Business“ geht’s oft um Kleinigkeiten, die dem Kundengespräch oder unserem Auftritt einen Patzer verpassen können. Man muss nicht immer aus Fehlern lernen, weil Fehler manchmal teuer werden können. Informiere dich lieber vorher und denke selbst nach. In den Sommermonaten ist es heiß im Büro, auf dem Weg zum Büro auch, aber im Kundengespräch solltest du den leichten Blazer aushalten und die Länge deines Rockes beachten. Heute müssen wir keine Strumpfhose im Sommer mehr anziehen, aber das Dekolleté darf ruhig etwas bescheidender sein. Dennoch, frische Farben, geschmackvolle Kleider und Accessoires sind nicht verboten. Im Gegenteil: Schönheit und Ästhetik unterstreichen unsere Kompetenz und unser Wissen. Sie können die Produktpräsentation in ein Erlebnis verwandeln. Niemand wird etwas dagegen haben.