
Sehr geehrte Damen und Herren,
In meinem neuen digitalen Format „Mut Café“ treffe ich mich mit spannenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Medien zum Interview und frage sie nach ihrem persönlichen Mut-Rezept.
Denn in Zeiten in denen Unsicherheit und Existenzängste Menschen lähmt, möchte ich Mut verbreiten!
Diesmal zu Gast: Jochen Pöttgen, Leiter der Regionalvertretung der europäischen Kommission in Bonn.
Wie wichtig Europa ist und warum wir in der heutigen Zeit eher eine europäische Lösung brauchen als viele nationale, darüber sprechen wir im Interview.
Nelly Kostadinova: Welche Wege und neue Chancen eröffnen sich den Mitgliedsstaaten der europäischen Union, um stärker aus der Krise hervor zu gehen?
Jochen Pöttgen: Ich glaube, dass man sich darüber klar sein muss, dass man eine Pandemie nicht isoliert bekämpfen kann. Ein Virus stoppt nicht an Landesgrenzen. Vielleicht ist eine erste Eindämmung durch eine vorübergehende Schließung der Grenzen möglich, aber es wichtig, dass Grenzen in Europa grundsätzlich offen sein müssen. Die europäische Union unterstützt derzeit viele wichtige Projekte, die uns Mut machen können. Gerade die Forschung kann uns in der Zukunft helfen. Deswegen investiert Europa derzeit z.B. 50 Mio. Euro in die Impfstoff-Forschung eines Institutes in Mainz.
Laut Lissabonner Vertrag ist die Gesundheitspolitik allerdings nicht im Zuständigkeitsbereich der Europäischen Kommission, vielleicht ändert sich das in der Zukunft, damit wir uns als Gemeinschaft in so einer Krise besser koordinieren können.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie persönlich als Vertreter der Europäischen Kommission?
Zu meinen Aufgaben gehört es, Transparenz zu schaffen, in dem ich erkläre, was die Europäische Kommission macht und was sie machen darf. Außerdem trete ich in den Dialog mit Bürgern unterschiedlichster Herkunft und politischer Ansicht um vor Allem zuzuhören und die Bedürfnisse und Reaktionen zu verstehen. Gerade im Moment geben wir diese Reaktionen mehrmals täglich an Brüssel weiter, wie zum Beispiel gestern zum Tourismus Paket. Das ist für viele auch ein wichtiges wirtschaftliches Thema und wir müssen wissen, ob die Maßnahmen auch sinnvoll aufgenommen werden.
Es wurde jetzt eine App gebaut, die genutzt werden soll um die Verfügbarkeit von Intensivbetten anzuzeigen. Sollten wir solche Technologien auch auf europäischer Ebene ausweiten?
Ich glaube tatsächlich, dass wir in Zukunft eine App brauchen, um eine Pandemie schneller und besser bekämpfen zu können. Sie muss bestimmte Standards erfüllen, damit die Datensicherheit gewährleistet ist. Diese Standards sind in Europa sehr hoch und das ist wichtig zum Schutz des einzelnen Verbrauchers. Ziel muss sein, dass wir mit Transparenz verständlich machen, wie wir Daten nutzen können und gleichzeitig die Rechte des Einzelnen schützen. In der Pandemie sind die Daten über mögliche Kontaktpersonen nach der 14 tägigen Inkubationszeit z.B. nicht mehr für die Eindämmung relevant.
Wo sollten wir noch mutiger sein?
Zum Beispiel, indem wir die Produktion von Arzneimitteln zurückholen. Wir haben sehr viel ausgelagert um Kosten zu reduzieren. Wir müssen sicherstellen, dass wir schnellen und sicheren Zugriff auf benötigte Medikamente haben. Dazu könnte man mehr in Forschung investieren und sich gegenseitig unterstützen. Angst bedeutet manchmal auch, Realitäten zu ignorieren und das funktioniert nicht. Wir müssen Themen ansprechen und auch mit den Widerständen umgehen können. In der offenen Diskussion können auch Ängste abgebaut werden.
Und was ist Ihr persönliches Mut-Rezept?
Nie aufzugeben, weitermachen und immer den Dialog mit anderen Menschen suchen, in vielen Sprachen und an vielen Orten.
Vielen Dank für das Gespräch!
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