Was hat mich zum Erfolg gebracht? – Teil 45: Gegen den Strom schwimmen

Als Kinder haben wir es ausprobiert, und es war kein Problem. Der Fluss in unserem Dorf war klein, die Wellen amüsant, und die Strömung war ein Hindernis, das uns zu Helden machte. Kennt Ihr die Hindernisse, die keine wahren Hindernisse sind? Sie kommen und gehen, weil wir sie mit Leichtigkeit überwinden. Und jedes Mal haben sie uns ein kleines bisschen mutiger gemacht. Aber es gibt auch die anderen Hindernisse, die uns viel mehr Kraft kosten, – physisch und mental. Das sind die starken Ströme, gegen die wir nicht immer gewinnen können.

Junge und ältere Menschen geben sich jetzt digital die Hand und schöpfen Kraft voneinander, Ideen und Input. Diese Hände lassen niemanden los.

Am Anfang dachte ich auch, dass wir schnell gegen COVID-19 geimpft werden könnten und schob meine aufwendigen Pläne lediglich um 2 Monate auf. Ich hatte so viel vor. Speaker Events – unter anderem 3 Internationale, Besuch meiner Firma in Südafrika, Ausbau von Lingua-World in Deutschland … und privat wollte ich meinen Mann nochmals und diesmal in Las Vegas heiraten. Die Vorfreude wurde durch diese Verschiebung kaum getrübt, und ich betrachtete die Monate März und April in diesem Jahr erst einmal als Erholungsphase.

Im Mai erst wurde mir klar: die Lage ist ernst. Erschrocken begann ich zu verstehen, dass mir kein Wachstum mehr und keine Erholungsphasen, sondern die Neuorganisation und Konsolidierung meines Unternehmens bevorstanden.

Krisenmanagement ist wie Schwimmen gegen den Strom. Die Corona Krise hat nicht jeden direkt getroffen. Die Unternehmen, die bereits weitgehend digitalisiert waren, konnten ihre Mitarbeiter schnell nach Hause ins Homeoffice schicken und der Arbeitsprozess wurde immerhin kaum unterbrochen. Das sah aber nur von außen so leicht aus. Die Erreichbarkeit der Mitarbeiter, die interne Kommunikation und die privaten Lebensumstände trafen aufeinander, und schnell kam eine Welle der Frustration …

Stopp!

Die Strömung ist plötzlich da, und wir müssen dagegen anschwimmen. Die Alternative ist abtauchen und versinken. Wollen wir das? Natürlich nicht!

Also Krisenmanagement – gegen die stärker werdende Strömung anschwimmen! Doch mir scheint, nicht jeder versteht, dass erfolgreiches Krisenmanagement nicht allein von oberster Stelle im Unternehmen ausgeht und betrieben wird, sondern ebenso von jedem einzelnen und jedem Team selbst.

Und das Erste, was wir managen sollten, ist unsere Stimmung.

Kämpferisch, fröhlich, optimistisch sein – wie wäre es damit?

Wie aber bekommt man solche Stimmungen mitten im Kampf gegen den Strom? Nur gemeinsam! – ist meine Antwort. In meinem Unternehmen findet seit Beginn der Krise jeden Tag eine Videokonferenz statt. Beim Führen der Konferenz lache ich ganz bewusst mehr als in den Zeiten vor der Krise. Ich spreche auch ein bisschen lauter als früher und versuche immer eine bunte Bluse zu tragen (die Jogginghose sieht man ja nicht). „Hallo Berlin!“ – rufe ich fröhlich in mein Mikrofon, und alle Teilnehmer der Konferenz zucken leicht mit den Schultern, da mein Akzent gemischt mit meinem Temperament wie ein Ruf aus dem Berg schallt. Ich artikuliere die schönen Vornahmen meiner Mitarbeiter liebevoll, lasse sie die Ereignisse und Ergebnisse des Tages vortragen und frage sie nach Vorschlägen, was intern und nach außen noch weiter verbessert werden kann. Und diese bunte digitale Gesellschaft freut sich auf mein Lob und die gegenseitige Anerkennung und nimmt auch kritische Anmerkung über gemachte Fehler offen und dankbar an. Erfolge werden gefeiert, tolle Ergebnisse betont, Fehler offen angesprochen, und jeder fühlt – selbst digital – hautnah den gemeinsamen Erfolg.

Habe ich das früher auch schon so gemacht? Wusste ich überhaupt, wie wichtig die Stimmung von jedem Einzelnen ist. Eher theoretisch – ja, aber sie war mir früher nicht so wichtig. Wir hatten viel zu tun, man musste die Zeit gut organisieren, um immer mehr und mehr zu wachsen. Oft hatten wir vergessen zu lächeln und uns Komplimente zu machen. Die gemeinsamen Projekte haben uns auch Spaß gemacht, und wir sind gewachsen, abgesichert von unserer Unternehmenskultur und dem Teamgeist. Aber es war anders! Wir hatten keine Angst. Wir sind mit dem Strom geschwommen und haben „die neben uns“ ein bisschen weniger wahrgenommen.

Werden wir denn jetzt den Kampf gegen die Strömung gewinnen? Werden wir unsere Unternehmen eines Tages als krisenresistent bezeichnen können?

Die Optimistin in mir sagt JA,

weil ich oft auch gegen andere Strömungen im Leben anschwimmen musste. Das Team, das ich führe, vertraut mir, und ich fühle mich stark. Das Lächeln und die mutigen Statements, die ich jeden Tag bei der Videokonferenz erleben darf, zeigen mir, dass die Stimmung und die Motivation in der Krise wieder gestiegen sind. Junge und ältere Menschen geben sich jeden Tag digital die Hand und schöpfen Kraft voneinander, Ideen und Input. Diese Hände lassen niemanden los. Sie halten fest zusammen und bilden einen Rettungsring, den man beim Schwimmen in schweren Wassern braucht.

Haltet Euch fest, gegen den Strom schwimmen ist schwer, aber nicht unmöglich.

Ich weiß das!